Siedler und Gartenfreunde Truchtelfingen e. V. Vereins-Chronik - 75 Jahre

Die Anfangsjahre der Siedler muss man als Notgemeinschaft bezeichnen!

1937/38 plante die Württembergische Heimstätte Stuttgart den Bau einer Kleinsiedlung in Truchtelfingen und erwarb dazu das Gelände auf der Höhe, gleichzeitig wurden Interessenten für den Bau von Siedlungshäusern aufgerufen. 19 Familien waren dazu bereit, die Bauplätze wurden ausgelost und nachdem die Bauwilligen die aufzubringende Eigenleistungs-Summe eingezahlt hatten, konnten sie die Baugruben ausheben.

1939 wurde mit dem Bau der Häuser begonnen, deren Fertigstellung aber durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges zu einem fast unüberwindlichen Problem wurde. Die dienstfähigen Männer wurden zum Kriegsdienst eingezogen und mussten ihre Frauen mit all den Sorgen, die das Bauen mit sich brachte alleine lassen. Die Wasserleitungen und Kanalisation wurde von Kriegsgefangenen gebaut, die dazu in dem felsigen Grund mit Pickel und Schaufel bis zu einer Tiefe von 3,5 m graben mussten. In den Jahren 1940/41 konnten dann alle 19 Häuser bezogen werden.

Man brauchte einander und war auf gegenseitige Hilfe angewiesen – in diese Zeit fällt die Gründung unseres Vereins. Die Kriegsfolgen brachten großes Leid unter den Siedlerfamilien, 7 Gefallene waren zu beklagen.

Ab 1950 wurde der obere Teil der Siedlung gebaut. Jetzt ging es zusätzlich darum, die vielen Flüchtlinge und Vertriebenen irgendwie unterzubringen, ihnen zu helfen einen Neuanfang zu wagen und ein Zuhause zu schaffen. Dann war es wichtig durch gemeinsame Einkäufe für Haushalt und Gartenbedarf, durch fachliche Beratung und kraftvolles Miteinander die schweren Aufbaujahre zu meistern. Die Selbstversorgung durch Gemüse- und Obstanbau in den Gärten war zwingende Notwendigkeit, auch Kleintierhaltung.

Trotz allem fand man sich auch zu geselligem Beisammensein und frohen Stunden ein, machte kleine Ausflüge und Weihnachtsfeiern. Es ging wieder aufwärts.

Anfang der 60er Jahre schauten die Siedler auch über ihren Gartenzaun und der Schuttplatz oberhalb des Siedlungsgebietes gefiel ihnen nicht – sie planten unter ihrem Vorstand Erich Rossberg und Fachberater Josef Kemmer die Schutthalde in eine Grünanlage mit Kinderspielplatz umzugestalten. Mit Genehmigung und Unterstützung der Stadt begannen bald die Verschönerungsarbeiten – viele Mitglieder packten beherzt an und das Ergebnis konnte sich mehr als sehen lassen, war für jung und alt sehr erfreulich. Die Pflege und Erhaltung dieser Anlage wird seitdem in regelmäßigen Arbeitseinsätzen von unseren Vereinsmitgliedern durchgeführt.

Am 22. 10. 1966 feierte die Siedlergemeinschaft das 25-jährige Jubiläum im gerade fertiggestellten Neubau des Schützenhauses auf der Höhe.

In den folgenden Jahren wurden fachbezogene Lichtbildervorträge und Familienabende veranstaltet, jährliche Ausflüge führten in viele Teile des schönen Schwabenlandes – der Besuch einer Gartenschau oder Dauergartenanlage war stets Programmteil.

1976 wurde der Spielplatz erweitert. In unseren Hausgärten änderte sich auch manches, statt Kartoffel- und Krautland sah man mehr Blumen, endlich konnte man auch mal Freizeit im Liegestuhl genießen. Ende 1977 kam der Wunsch nach einem Gerätehaus/Vereinsheim auf – über Notwendigkeit und Tragbarkeit, Planung und Finanzierungsmöglichkeit wurde viel diskutiert. Die Vereinskasse konnte durch viele Aktivitäten, beim Albstadtfest 1977 und beim Ebinger Stadtfest 1979 auch kräftig aufgebessert werden. Im März 1980 war Baubeginn, viele Vereinsmitglieder halfen kräftig – die Initiatoren um Erich Rossberg hatten es sich nicht mal träumen lassen, dass ein so stattlicher, engagierter Mitarbeiterstamm diesen Bau in einem Jahr bewältigt und auch noch Spaß an der Arbeit hat. Am 10. Oktober 1980 war Richtfest. Nach der Winterpause ging der Innenausbau genauso gut voran – viele Spenden und Sachspenden gingen ein. Am 15. + 16.8.1981 war die Eröffnungsfeier. Das Vereinsleben bekam nun weitaus bessere Möglichkeiten – von nun an gab es Jahresprogramme mit vielseitigen Veranstaltungen im eigenen Heim.

Am 17.3.1984 gab der 1. Vorsitzende Erich Rossberg nach 30 Jahren wegen Krankheit sein Amt ab, er starb am 23.11. desselben Jahres.

Bernhard Lindner wurde als Nachfolger gewählt – er war schon beim Bau außergewöhnlich aktiv. Mit großem Idealismus und Organisationstalent führte der den Verein weiter, die Kameradschaft und der Zusammenhalt sind bis heute sehr harmonisch.

Am 1.6.1991 feierten die Siedler und Gartenfreunde das 50-jährige Jubiläum in großem Rahmen in der Turn- und Festhalle in Truchtelfingen. Im Foyer eine Ausstellung mit Fotos aus den 50 Jahren seit Bestehen, Festbankett und schönem Programm.

Die Bewirtung unseres beliebten Siedlerheimes konnten die Mitglieder lange in wechselnder Besetzung durchführen, seit Sommer 1996 nur noch an den Mittwoch-Nachmittagen. Familienfeiern usw. können weiterhin in schönem Ambiente hier stattfinden und natürlich auch alle Vereinsveranstaltungen.

Jährlich werden fachliche Vorträge, Frühjahrs-Schnittkurs, Wandertag, Ausflüge, manchmal sogar Gebirgstour mit Hüttenübernachtung (Beispiel im Jahr 2000 die 5-Seen-Wanderung am Pizol) kleine Feste, Advents-/Weihnachtsfeier und natürlich Arbeitsdienste durchgeführt. An den Veranstaltungen der Truchtelfinger Vereine beteiligen wir uns so weit wie möglich: Altpapiersammlungen, Vereinspokalschießen, Biathlon, Ferienspiele Flecka-Fescht usw.

2003 baute man zur besseren Unterbringung von Geräten noch nebenan ein Gartenhaus mit Unterkellerung. 2005 haben wir das Siedlerheim neu renoviert. Stets waren um Vorstand Bernhard Lindner zahlreiche Vereinsmitglieder tatkräftig zur Stelle um bei allen Arbeiten und Festlichkeiten zu helfen. So feierten wir am 5.9.2006 „25-Jahre-Siedlerheim“ und drum herum mit Grillen im Garten und Musik.

2005 legten nach einjähriger Ausbildung 3 neue Fachberater die staatliche Prüfung ab: Bernhard und Cathrin Lindner und Brigitte Schick. Bei der Hauptversammlung kandidierten der 2. Vorsitzende Lothar Rossberg nach 20 Jahren nicht mehr, und Schriftführerin Erika Rossberg nach 25 Jahren, um jüngere Mitglieder in den Vorstand zu bringen. Tanja Mährle ist bereits seit 1999 als Kassiererin in Nachfolge von Inge Lippus tätig. Seit 2005 ist Brigitte Schick als Schriftführerin im Amt und seit 2011 ist Joachim Templin 2. Vorsitzender.

Wie Bernhard Lindner bei der Truchtelfinger Vereinsrunde immer mitwirkte, so lag ihm auch der Bezirksverband der Siedlervereine sehr am Herzen, 2013 wurde er dort zum 1. Bezirksvorsitzenden gewählt und Tanja Mährle zur Bezirks-Kassiererin. Bei der Landesgartenschau in Sigmaringen vertraten Bernhard und Ellen Lindner den Landes- und Bezirksverband eine Woche lang.

Bei der Hauptversammlung der Siedler- u. Gartenfreunde Truchtelfingen e.V. am 22.3.2014 wurde Bernhard Lindner für 30 Jahre Vorstandschaft mit großer Dankbarkeit geehrt. Im Jahr 2015 machte ihm zunehmend eine Krankheit schwer zu schaffen.

Am 23. März dieses Jahres 2016 starb Bernhard Lindner, die Siedler und Gartenfreunde Truchtelfingen e.V. verloren mit ihm den umtriebigen Initiator und festen Anker im Vereinsgeschehen.

Umweltschutz war und ist für uns Gartenfreunde schon seit jeher ein Hauptanliegen.

Unser erklärtes Vereinsziel ist und bleibt „mehr Lebensqualität“ für die Gemeinschaft durch fachliche Beratung, gegenseitige Hilfe und geselliges Miteinander.

 

Zusammenstellung von Brigitte Schick, Ulrich-v.-Hutten-Str. 16, 72461 Albstadt, Tel.: 07432/7780